Häs und Karbatsche


Das Häs – überwiegend schwarze Filzstreifen

Das Hänsele, wie es sich heute zeigt, gehört zu den sogenannten Plätzle-Narren. Das ist eine Figurengattung, wie sie vorwiegend in der Region Bodensee/Hegau vorkommt.

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(c) HZÜ-Bild 2010

Die Überlinger Hänsele kamen erst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu ihrer heutigen Erscheinungsform.

Gekennnzeichnet ist diese tragende Figur durch ein überwiegend schwarzes Plätzle- oder Blätzlehäs, bestehend aus einem overallartig zusammengenähten Leinenstoff. Darauf sind Filzstreifen angebracht, die etwa fingerdick eingeschnitten sind. Dabei überwiegt der mit silbernen Pailletten (oder auch Flitter genannt) versehene schwarze Filz, der immer wieder durch eine bunte Filzreihe ergänzt wird.

An den Hosenbeinen sind unterschiedlich große silberne Glocken angebracht (siehe Abbildung unten links).

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(c) HZÜ-Bild 2010
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(c) HZÜ-Bild 2010

Mittig trägt der Hänsele noch ein weißes Schweißtuch (Abbildung rechts). Es hebt sich deutlich ab und symbolisiert wohl gemeinsam mit den weißen Handschuhen die weithin propagierte närrische Reinheit.

Gleichzeitig vermitteln diese Attribute ein gewisses vornehmes Auftreten. Dazu zählen für jeden Hästräger auch schwarze Socken und schwarze Schuhe.

Außerdem unterstreicht ein weißes Hemd kombiniert mit schwarzer Krawatte diesen eleganten Eindruck, was dem außenstehenden Betrachter allerdings nur beim Hochklappen der Kappe sichtbar wird.

 

Die Kappe

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(c) HZÜ-Bild 2010

Wie ebenso oft am Bodensee verbreitet, so gehört auch zum Überlinger Hänsele eine Stoffkappe. Sie ist auch mit Filzstreifen ausgestattet. Die Gesichtspartie wird von unterschiedlich großen Pailletten charakterisiert. Statt einer Nase dominiert beim Hänsele ein etwa 30 bis 40 cm langer Rüssel aus schwarzem Samt, abgeschlossen mit einer roten Filzquaste. Am Hinterkopf trägt der Hänsele einen stattlichen Fuchsschwanz; im Schwäbisch-Alemannischen Narrenraum auch ein Symbol für Laster und Betrug. Denn der Fuchs gilt in Fabeln und Erzählungen als listig. Er ist zudem ein Sinnbild des Bösen und steht hier auch für die Torheit des Narren.

 

Die Karbatsche

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(c) HZÜ-Bild 2010

Wichtiges Attribut eines jeden Hänsele ist die Karbatsche, die in Überlingen wohl seit ihrer ersten überlieferten Erwähnung im Jahr 1789 zu Hause ist. Je nach Größe des Hästrägers ist dieses Hanfgeflecht etwa drei bis fünf Meter lang. Die Karbatsche  ist an einem Griff oder Holzstiel befestigt. Bis zu ihrem anderen Ende verjüngt sich dieses Hanfgeflecht. An diesem Abschluss wird dann ein Stoffbändel mit einem speziellen Knoten befestigt.

 

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Der Hänsele schwingt während der Fastnacht seine Karbatsche immer wieder in unterschiedlichen Richtungen über dem Kopf. Der Bewegungsablauf des Armes gleicht der Zahl Acht. Mittels entsprechender Körperdrehungen entlocken dann geübte Hästräger ihrer Karbatschen reihenweise ohrenbetäubende Töne. Es knallt regelrecht, dank Überschall erzeugender Geschwindigkeiten, die hierbei entstehen.

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In Überlingen sagt man zu dieser närrischen Tätigkeit: Karbatschenschnellen. Die Überlinger Buben lernen diese Kunst von Kindesbeinen an.

Die Hänselezunft Überlingen (HZÜ) lehrt das Schnellen im Vorfeld der Fastnacht. Ein Angebot, dass neben Kindern auch von Erwachsenen gerne angenommen wird; zumal jeder Hänsele schnellen können muss, will er mit 18 Jahren offiziell in die Zunft aufgenommen werden.