Der Hänsele


1766 erstmalige Erwähnung

Die Hauptfigur der Überlinger Fastnacht ist seit jeher „der Hänsele“; denn so ist der korrekte Artikel zu setzen, wenn männliche Überlinger Bürger in dieses Häs schlüpfen und es lebendig werden lassen. Hängt es im Schrank, dann ist es „das Hänsele“ oder eben das Hänselehäs.

hanselegruppe1934-m1(2)Nun zur Geschichte: Je weiter man zurück geht in die Vergangenheit der Bodenseestadt, desto mehr verwischen sich auch die Spuren rund um den Ursprung dieser Narrenfigur. Belegt sind namentliche Erwähnungen erstmals im Jahr 1766 und zwar in der erhaltenen Überlinger Schwerttanzchronik. Darin steht geschrieben, dass auch „die Gesellschaft das Hänselekleid machen lassen“ könne. „Es kostete in allem 6 fl.“, heißt es da weiter.

Aus dem Jahr 1769 ist dann noch ein Verbot überliefert, in dem der Rat der Stadt ausdrücklich dem Hänsele schnellen1934-m1untersagt, nach „Beth-Läuten“ (d.h. in aller Regel ab 18 Uhr) herum zu laufen. Gleichzeitig wird hiermit belegt, dass der Hänsele in dieser Zeit wohl bereits in größeren Gruppen während der Fastnacht aufgetreten ist. Im Jahr 1789 wird dem Hänsele das „Schnalzen“ (womit wohl das heutige Karbatschenschnellen gemeint war) und sogar das Auftreten in der Stadt verboten.

 

Teufelshäs und Hänsele

Seit dieser Zeit, also ab dem Jahr 1766, ist der Hänsele als solcher bekannt. Da die Fastnacht in Überlingen, wie bereits beschrieben, noch weit aus ältere Ursprünge aufweist, liegt es irgendwie auch auf der Hand, dass es wohl auch schon in dieser Zeitspanne ein oder mehrere Hänsele gegeben hat; oder zumindest eine ähnliche Narrengestalt.

haensele5-1-m1Und in der Tat wurde in der Überlinger Fastnachtsordnung aus dem Jahr 1496 von einem „Teufelshäs“ gesprochen. Ein solches fand bei Prozessionen und kirchlichen Aufführungen seine Verwendung. Es war damals im Besitz des Heiligenpflegers.

Die Überlinger Fastnachtsordnung verdeutlicht, dass sich zu jener Zeit wohl auch einige Bürger ein solches Teufelshäs aus Stoffresten selbst anfertigten und es dann auch trugen. Eine Verbindung von „Hänselehäs“ zu „Teufelshäs“ entsteht letztlich auch durch die Tatsache, dass Bezeichnungen wie „Hans“, „Hansel“ oder „Hänslin“ im Spätmittelalter im Volksmund als Synonyme für den Teufel benutzt wurden.

 

Erstes Bild von 1880

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(c) Alexander Lauterwasser sen.

Sicherlich sah der Hänsele in seinen Anfangsjahren anders aus, als er heute in Erscheinung tritt. Zeichnungen oder Beschreibungen sind leider nicht überliefert. Ein erstes Bild aus dem Jahr 1880 belegt diese Annahme (Abbildung rechts unten).

So trägt der Hänsele anstelle eines Rüssels eine Art Schnabel mittig im Gesicht. Generell glich die Gesichtspartie der Stoffmaske damals einem Vogelkopf. Auch hier gibt es Erklärungsansätze, hat man doch im Mittelalter den Teufel immer wieder auch mit einigen Tierköpfen dargestellt; so auch mit Vogelköpfen. Eine Parallele, die erneut einen Zusammenhang zwischen „Teufelshäs“ und „Hänselehäs“ bekräftigt, was allerdings nicht einwandfrei belegbar ist.